Beschreibung
Ludwig Mies van der Rohe
Der spätere Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe wurde am 27. März 1886 als Ludwig Mies in Aachen geboren. Später ergänzte er seinen Namen um den Mädchennamen seiner Mutter.
Mies van der Rohe lernte von 1887 bis 1900 bei seinem Vater das Steinmetzhandwerk an der Aachener Dombauschule. Von 1903 bis 1904 arbeitete er als Zeichner in einem Aachener Architekturbüro und siedelte 1905 nach Berlin über. Dort lernte er Walter Gropius, Hannes Meyer und auch Le Corbusier kennen. 1911/1912 entstand sein Entwurf für die deutsche Botschaft St. Petersburg, die er auch als Bauleiter betreute. 1912 machte er sich selbständig und übernahm Aufträge für Villen von vermögenden Berlinern.
In den 1920er Jahren war er Mitglied und Gründer verschiedener Avantgarde-Gruppen sowie Mitherausgeber der Zeitschrift „G“. Weltruhm als Architekt der Moderne erreichte er auf der Weltausstellung in Barcelona. 1930 bis 1933 war er als Bauhaus-Direktor tätig.
Nach seinem Berufsverbot durch die Nationalsozialisten emigrierte er 1938 in die USA, eröffnete in Chicago ein Architekturbüro und leitete die Architektur-Abteilung am Institute of Technology/Illinois. Es folgte eine äußerst kreative Schaffensphase bis zu seinem Tod am 17. August 1969 in Chicago.
Werke
Mies van der Rohe gehört - neben Gropius und Le Corbusier - zu den Begründern der Modernen Architektur. Anfangs noch vom Renaissance-Stil Karl Friedrich Schinkels inspiriert, wandte er sich nach dem 1. Weltkrieg dem Expressionismus zu. Es entstanden innovative Glas-Hochhäuser im Rationalen Stil, auch „Haut-und-Knochen-Architektur“ genannt, die sowohl der zeitgenössischen als auch der späteren Baukunst neue Impulse gab. Daneben betätigte er sich auch als „Gelegenheits-Möbeldesigner“ und entwarf beispielsweise 1927 seinen legendären Freischwinger.
1928/1929 schuf er für die Weltausstellung Barcelona den Deutschen Pavillon und etablierte damit sein Konzept „des fließenden Raums“ auf internationaler Ebene. Es beruhte auf der Idee eines offenen Grundrisses, bei dem die Wände aus ihrer tragenden Funktion gelöst wurden. Berühmtes Bauwerk aus dieser Zeit ist die „Tugendhat-Villa“ in Brünn.
In seiner USA-Zeit entstanden international anerkannte Werke wie beispielsweise der Lafayette Park (1955-1963) oder die Battery Park Appartements (1957-1958) in New York. Und auch in Deutschland wurde er 1968 noch einmal tätig und entwarf die Neue Nationalgalerie in Berlin.
Design und Philosophie
Die künstlerischen Leitlinien von Mies van der Rohe waren Funktionalität und klare Formen. Seine Lieblingsmaterialien Stahl und Glas sowie Beton. Er führte die Modulbauweise ein und forcierte offene Raumkompositionen, die freie Einblicke in die Gebäude gewährten. Sein Schaffensprinzip: „Weniger ist mehr“.
Prägend für den rationalen und pragmatischen Stil der Künstler dieser Zeit waren sicherlich die gewaltigen technischen, wissenschaftlichen und sozialen Veränderungen. Diese waren auch in der Architektur nicht länger mit ornamentalen Verkleidungen oder historischen Rückgriffen auszudrücken. Eine weitere Zäsur waren die Erfahrungen des 1. Weltkriegs.
Schon früh interessierte er sich für philosophische und naturwissenschaftliche Themen sowie die theoretischen Problemstellungen seiner Zeit, die damals unter Berliner Künstlern ausgiebig diskutiert wurden. Mies van der Rohe beteiligte sich rege an Debatten und Vorträgen und vertrat die Position der Neuen Sachlichkeit. Doch er verschrieb sich dabei nie der reinen Funktionalität. Unter dem Titel „Die neue Zeit“ plädierte er kurz vor seiner Ernennung als Bauhaus-Direktor, zu einer Rückkehr zu „Werten“ und „Geist“, womit er von der rein „wissenschaftlichen Weltauffassung“ vieler seiner Mitstreiter deutlich abwich.
Bauhaus-Phase
Mit der Berufung Mies van der Rohes zum neuen Bauhaus-Direktor wurde das Prinzip des bloßen Zwecks, der reinen Funktionalität, das sein Vorgänger Hannes Meyer vertreten hatte, aufgeweicht. Mies van der Rohe sprach sich vielmehr für die Umsetzung einer neuen Schönheit in der Architektur aus, die das reine Zweckdiktat sprengte. Er richtete die Schule jetzt verstärkt nach dem ästhetisch-sinnlichen Prinzip aus.
Doch es war auch die Zeit des politischen Umbruchs und nicht nur für die Architektur begann eine schwere Zeit in Deutschland. Durch den Umzug der Bauhaus-Schule von Dessau nach Berlin konnte er deren Schließung zwar noch kurzfristig bis 1933 verhindern, doch die Nähe des Bauhauses zu einigen sozialistischen Ideen ebenso wie die gesamte Kulturauffassung, waren den Nazis ein Dorn im Auge. Und so schlossen die neuen Machthaber das Bauhaus und belegten Mies van der Rohe einem Berufsverbot, trotz Aktionen - wie Eintritt in die Reichskulturkammer oder die Unterzeichnung eines Aufrufs der Kulturschaffenden zur Unterstützung des neuen Reichskanzlers im Jahr 1934, die Mies van der Rohe später den Vorwurf von Opportunismus einbrachten.